Donnerstag, 25. September 2014

Die alte Liebe - Mehr ein Gefühlsausdruck als eine Rezension (ASP - 'Per Aspera Ad Asprera')

Mittwoch, 24.09.2014, gegen 12 Uhr. Ich habe frei, und als notorischer Langschläfer liege ich noch im Bett. Doch dann klingelt es an der Tür, schlagartig werde ich wach, springe auf und zur Tür. Es ist der Paketbote, und er überreicht mir ein Paket. "Herz und Verstand Merchandising" steht als Absender auf dem Etikett. Es ist das neue Best-of-Album von ASP, von der Band lieber "Werkschau" als "Best-Of" genannt, und unter dem Titel "Per Aspera Ad Aspera" (Frei Übersetzt: Durch das Raue in das Raue) geführt. Eigentlich kann man ein Best-Of-Album, Pardon, eine Werkschau nicht mit einer solchen Spannung erwarten. Allerdings ist man als ASP-Fan verwöhnt, dazu gehrt auch, dass man die CD bereits am 24. in den Händen hält, wenn sie eigentlich erst am 26. erscheint. Ich freute mich auf die unveröffentlichten Bonussongs auf CD 3, die nur der Limited Edition beiliegt (Aber auch für 10€ gedownloadet werden kann).

Für mich entdeckt habe ich die Band erst im Jahr 2008. Die Band bestand natürlich vorher, aber mein Gott, ich war damals erst 15, da fängt man gerade erst an, so etwas wie "Gute Musik" für sich zu entdecken. Damals hatten wir Kuchen gegessen, da ich Geburtstag hatte, und aus irgendeinem Grund lief im Wohnzimmer das frisch erschienene "Zwischenalbum" "Zaubererbruder" von ASP, und ich begann mich zu interessieren. Es war allerdings nicht das erste mal, dass ich Songs von ASP hörte. "Sing Child" und  "Ich will Brennen" kamen mir lange vorher zu Ohren, wurden von mir aber nicht so recht wahrgenommen. "Zaubererbruder" klang anders. Ich begeisterte mich damals für Mittelalter-Rock und Folk-Rock, und die stark Folk-lastige Inszenierung von Zaubererbruder, eine Vertonung der Krabat-Sage, schlug da genau in meine Kerbe. Von diesem Ausgangspunkt klickte ich mich bei YouTube durch Songs der band, einige gefielen mehr, andere weniger. Bald besuchte ich das erste Konzert, ASP waren auf Akustik-Tour, und spielten auch im nahen Osnabrück. Mehr Songs der Band wurden entdeckt, und auch der Humor des Frontmanns und Masterminds Asp (Alexander Spreng). Die nächste Veröffentlichung der Band, Akoasma, ein Live-Album von der letzten Rock-Tour, noch im selben Jahr erschienen, wurde schließlich gekauft.

Mit dem Paket in den Händen ging ich ins Wohnzimmer, das Album schnell ausgepackt. Ich bewunderte die wertige Aufmachung, legte die Bonus CD in den Player, die eigentliche Werkschau rückte bei der Vorfreude auf neuen Input in den Hintergrund. Während der erste Song "Man of Constant Sorrow" zu spielen begann, blätterte ich mich durch das Artwork. Aufwändiges Artwork ist eine Tradition der Band. bei der Werkschau wurde zu (fast) jedem Song ein neues Artwork gezeichnet, gestaltet von Timo Würz, der unter anderem schon für Marvel, DC Comics und Disney gearbeitet hat. Mit einem besonderen Lächeln stieß ich auf das Artwork zu Biotopia, ein Song über die wachsende Entfremdung zwischen den Menschen. Das Artwork zeigt ein bekanntes Bild, Menschen, die einsam auf einem Felsen im Meer sitzen, alleine, umgeben von weiteren Felsen, besetzt von weiteren, einsamen Menschen. Auf ihren Körpern tragen sie Stacheln, und ein paar zerstochene Flügel. Ein Bild, das direkt aus dem Songtext entlehnt ist. Bemerkenswert vor allem deswegen, weil dieses Artwork eigentlich schon für das 2007 erschienene Album "Requiembryo" geplant war, aber nie umgesetzt wurde. Es entstand lediglich eine Skizze, zu sehn im Buch "Horror Vacui".

"Man of Constant Sorrow" ist eigentlich ein US-Amerikanisches Traditional, passt aber wie die Faust aufs Auge zu der Band, die oft mit Rückschlägen zu kämpfen hatte. Im Jahr 2003 floppte das 3. Album der Band "Weltunter", der dritte Teil der Schmetterligns-Saga, durch die Pleite des unabhängige Vertriebs EFA. Das Label bei dem die Band veröffentlichte, Trisol, wurde unmittelbar getroffen durch die Vertriebsinsolvenz und sah sich in finanziellen Nöten. Die Reaktion war eine Veröffentlichungsoffensive, bei der das Label auch ein Best Of ("Interim Works Compendium") der damals noch Jungen Band ASP veröffentlichte - ohne die Einwilligung der Band. Die Band kündigte darauf ihren Plattenvertrag, dennoch werden bis Heute alle ASP Alben bei Trisol veröffentlicht, Jahre lang geschah dies nur mit einem Handschlag-Vertrag. Im Jahr 2011 kam es vor der Produktion des 7. Studio Albums ("fremd") zum Bruch innerhalb der Band, als Mitbegründer und Gitarrist Matthias Ambre die Band nach 12 Jahren verließ. Später verließ auch Drummer Oliver Himmighofen die Band. Es war nicht der erste Bruch mit einem Weggefährten. Trotz oder gerade wegen diesem Umbruch in der Band wurde das Album ein voller Erfolg, und wird von Fans bisweilen als Meisterwerk benannt. Heute ist die Band ein, wenn nicht das Zugpferd von Trisol, das zuletzt erschienene 8. Album "Maskenhaft" kletterte auf Platz 8 der Deutschen Albumcharts. Ein beachtlicher Erfolg für die Nischenband ASP.

2008 war die Zeit kurz nach der Trennung meiner Eltern. Rückblickend litt ich damals an Depressionen. Nachdem ich über "Zaubererbruder" die Band für mich entdeckte, stieß ich bald auf das eigentliche Kunstwerk der Band. Der Liederzyklus des Schwarzen Schmetterlings, erschienen zwischen 1999 und 2007 auf 5 Alben*, eine musikalische Erzählung, die die Spielzeit von Pink Floyds "The Wall" um etwa 7 Stunden übertrifft. Gerade wegen dem Schatten, der damals auf meinem Leben lag, fiel es mir leicht, mich in diesen Songs wieder zu finden, die Songs sollten zu einer Art Soundtrack meines lebens werden, und noch heute fühle ich ein Gefühl von Heimat, wenn ich Songs wie "Die Ruhe vor dem Sturm", "Die Ballade von der Erweckung" oder "Der Schwarze Schmetterling" höre. Songs wie "Schwarzes Blut" sind nach wie vor ein Trotzschrei in Problembehafteten Zeiten.

"Ich lebe immernoch, Immernoch!
Ich gebe immernoch, Immernoch!
Und ich taumel weiter:
VORWÄRTS, ABWÄRTS!..."

Die CD spielt weiter, auf "Man of Constant Sorrow" folgt "Sündige Heilige", ein weiterer neuer Song. Er soll eine Art Jubiläumshymne für die Band werden. Kein schlechter Song, aber an Hymnen mangelt es ASP nun wirklich nicht. Das bereits erwähnte "Schwarzes Blut", "Der Schwarze Schmetterling", "Sing Child", "Werben"... und allen voran "Ich will Brennen". Ein Song, der letztendlich darüber handelt, dass man über sich hinauswächst, sich selbst überwindet, die eigenen Ängste hinter sich lässt. "Und wenn du meinen Namen morgen schon vergisst...". Wenn man nach einem ASP Konzert eine Zugabe will, ruft man nicht "Zugabe", man ruft "Wir wollen brennen!".

Auf der Werkschau sind auch einige Tributes von anderen Bands an ASP zu finden, gewissermaßen Geburtstagsgeschenke. The 69 Eyes covern "Sanctus Benedictus", Eisbrecher covern "Schwarzes Blut"... ASP selbst hinterlaßen allerdings mit einer Live-Aufnahme des Songs "I don't wanna be me", im Original von Type O Negative, ein Tribute auf ihrer Werkschau. Für Asp eine Verneigung vor einem Idol, dem 2010 verstorbenen Peter Steele. Das Album "fremd" war ihm gewidmet.

Auf die Dauer wurde Asp, bürgerlich Alexander Spreng, für mich zu einem Idol, einem Lieblingsdichter.  Er schaffte es mit jeder neuen Veröffentlichung, einen Nerv bei mir zu treffen. Die Werke der Band sind ein Dreiklang aus Artwork, Musik und Text, und bei kaum einer Band ist der Text so enorm wichtig, wie bei ASP. Die Alben der Band sind zusammenhängende Geschichten, mit einem breiten Deutungsspektrum und versteckten Stilmitteln. Den Schwarzen Schmetterling sollte ich schließlich für meine Facharbeit in der Oberstufe analysieren. Bei all der Liebe zur Musik darf man nicht unerwähnt lassen, dass Asp Spreng auch ein herausragender Lyriker ist. Texte wie "Das Minnelied der Incubi" oder "Panik" sind handwerkliche Meisterleistungen, die Versverschränkung in "Panik" habe ich in dieser Qualität noch nie irgendwo gesehen. Die Qualität der Asp'schen Texte wird deutlich, wenn man die Texte ohne Musik einfach laut liest. "Die Ballade von der Erweckung" muss sich vor Goethes Zauberlehrling und Poes Raben nicht verstecken.

Der letzte Bonussong auf der Werkschau ist "All die vielen Jahre", den Asp mit Vincent Sorg ohne den Rest der Band produzierte. Ein Song über Enttäuschungen auf dem Lebensweg, und über den Eindruck auf diesem das ein oder andere mal falsch abgebogen zu sein. Bei der Hörprobe proklamierten einige, ob jetzt die "Grafisierung" von ASP drohe, ein Seitenhieb auf die Band Unheilig, die ursprünglich aus der selben Szene wie ASP stammt, aber mittlerweile von vielen aus eben jener Szene kritisch beäugt wird, wegen ihres Vorstoßes in den Mainstream. Tatsächlich bewegt sich "All die vielen Jahre" klanglich irgendwo zwischen Deutschrock und Neue Deutsche Welle, ist aber wie immer ganz großes Kino. Einmal mehr schafft es Asp Zeilen zu schaffen, die mir aus der Seele sprechen. "So viele Jahre warst du nicht mehr als ein trauriges Gespenst" ist eine Zeile, die jemanden wie mich, jemanden, der Probleme hat sich anderen Menschen gegenüber auszudrücken, der kaum Nähe zu anderen aufbauen kann, unvermittelt trifft. Bei dieser Zeile wurde mir meine alte Liebe zu ASP deutlich, wie keine andere Band schaffen ASP es, Songs zu schaffen, mit denen ich mich identifizieren kann, in denen ich mich wiederfinde, und letztlich heimisch fühle. Dies gipfelte letztes Jahr, als ich den Song  "Wanderer" zum ersten mal hörte. Ich weinte. ASP hatten unfreiwillig mein Selbstbild vertont.

Zum Schluss bleibt mir zu ASP nicht mehr viel zu sagen. Ich bedaure es sehr im Oktober bei der Jubiläumstour nicht dabei sein zu können, ASP Konzerte sind immer intensiv, eine Achterbahn der Gefühle. Ich möchte diesen Eintrag schließen, in dem ich einfach Danke sage.

Danke ASP. Für alles.



*In der korrekten Reihenfolge: "Hast du mich vermisst?" - ":Duett" - "Weltunter" - "Aus der Tiefe" - "Requiembryo"

Dienstag, 11. März 2014

KOMMERZ!!!!einseinself

Fernsehen ist ja für gewöhnlich mittlerweile etwas, was ich vermeide. Ganz zwischendurch kommt das dann aber doch mal vor. Zwischen dem hochqualitativen (hust*) Fernsehprogramm muss man sich dann durch Werbeblöcke quälen, und neulich hat mich da fast der Schlag getroffen....

Urplötzlich: Fernsehwerbung für das neue Schandmaul** Album. Huch. Erster Gedanke: Oh mein Gott, Kommerz. Zweiter Gedanke: Oh mein Gott, die machen Fernsehwerbung und sind auf Plaz 2 der Charts, ASP brauchten keine Werbung um soweit zu kommen, man sind die gut... Danach flogen so polemische Gedanken wie "Szene-Ausverkauf"

Eh. ja. Das möchte ich jetzt aber nicht unreflektiert so stehen lassen. Technisch betrachtet ist ja erst mal alles kommerziell, was verkauft wird, was ja jetzt auf die große Mehrheit der Musik, die einem so in den Medien begegnet, zutrifft. Der Begriff hat sich allerdings so gewandelt, besonders im Bereich der Musik, dass damit vorallem Musik (abwertend) bezeichnet wird, die vor allem dafür produziert wird, damit Geld zu verdienen. Prinzipiell wird glaube ich jede professionelle Band auf diesem Planeten spätestens ab ihrem zweiten Album*** regelmäßig als kommerziell beschimpft.

Und in diesem Kontext eine kleine Geschichte: Vor wenigen Jahren wurde die Band Unheilig kommerziell sehr erfolgreich. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung betrachtet. Die ersten fingen an zu meckern, dass der Graf nun Schlager mache, und irgendwo habe ich kürzlich einen Blogeintrag über den bevorstehenden Untergang der schwarzen Szene gelesen. Was darauf folgte war, dass die großen Labels das bemerkten, und sich dachten, gut, wenn das gerade in ist. Plötzlich machten bands wie Faun oder Schandmaul Fernsehwerbung, tauchten gar in der Bild Zeitung und in Morgenmagazinen auf, und plötzlich geschehen solche Dinge wie Santiano oder Oonagh, wo ich im ersten Moment mal so gar nicht weiß, wie man darauf reagieren soll.

Gerade an den Albumcharts lässt sich der Trend beobachten, dass immer mehr Szene bands auch einen kommerziellen Erfolg verzeichnen können (ASP, Maskenhaft auf Platz 2; Schandmaul, Unendlich auf Platz 2; Saltatio Mortis, Das Schwarze 1x1 auf Platz 1; Subway to Sally, Schwarz in Schwarz auf Platz 4; Unheilig gar zwei mal auf Platz 1...). Auf einmal muss man sich damit beschäftigen, dass etwas, was zuvor einer Subkultur und, verzeihung, einigen "Spinnern" vorbehalten war, auf einmal auch einer breiten Masse gehört.****
Phänomenal ist allerdings, dass das jetzt schon eine ganze Weile so geht, das ist eine Enticklung über Jahre hinweg, kein kurzzeitiger Hype, so dass sich einfach der Gedanke aufdrängt, dass diese Bands wohl nun einfach zum musikalischen Verständnis dieser Zeit gehören, für die irgendein Musikjournalist wohl irgendwann in den kommenden Jahren einen ähnlich griffigen Begriff wie "Neue Deutsche Welle" oder "Neue Neue Deutsche Welle" finden wird.

Was vielen wohl einfach Angst macht, ist, dass hierdurch ein Alleinstellungsmerkmal verloren geht. Wenn ich vor 5 Jahren sagte, ich stehe auf Schandmaul, war die Antwort wohl eher ein fraglicher Blick. Sage ich das heute, wird die Reaktion eine andere sein. Unterschwellig fühlt man sich dann sicherlich irgendwie verunsichert, und da schreit man dann schnell Kommerz, bezieht das ghanze auf die musikalische Entwicklung der Band***** und schon kann man sich wieder als Individuum toll fühlen.

Sachlich wäre dann eher: Okay, klingt anders, mag ich nicht mehr so, punkt. Wenn man nett ist, freut man sich für die (ehemalige) (Lieblings-)Band, dass die Erfolgreich sind, und vielleicht mal etwas mehr Geld mit dem verdienen, was sie tun. Letztlich ist man als Künstler schon irgendwie happy, wenn man erfolgreich ist, das darf man dann halt auch schon mal gönnen.

 Und irgendwie komme ich dann gerade doch nicht dazu, ein wirkliches Fazit zu finden, und ich habe garantiert auch irgendwas vergessen, was ich zu dem Thema schreiben wollte. Deswegen jetzt zum Abschluss ein sehr pauschales: Don't panic, findet toll, was ihr toll findet, und ignoriert die Fernsehwerbung.











*Wobei: Ganz zwischendurch mal stimmt "hochqualitativ" dann doch mal. Hin und wieder. Eher Selten. Aber es kommt vor.

** Schandmaul war, ums mal eben zu erwähnen, quasi meine Einstiegsdroge in die Schwarze  Szene.

*** Um Asp sinngemäß, aber nicht im exakten Wortlaut zu zitieren:
"Nach der Veröffentlichung unseres letzten Albums geschah das, was seit etwa 10 Jahren, seit der Veröffentlichung unseres zweiten Albums bei jedem einzelnen ASP Album passiert, nämlich dass irgendjemand aus irgendeinem Loch gekrochen kommt, und fragt: 'warum seit ihr eigentlich so kommerziell geworden?!'"

**** An dieser Stelle bin ich relativ amüsiert bei dem Gedanken, wie irgendjemand, der sonst vorwiegend Pop hört, sich plötzlich mit Songs wie Angstkathedrale von ASP konfrontiert sieht...

***** Im Falle von Schandmaul: So großartig anders klingen die nun nicht, finde ich. ******

****** Krass, sind das viele Sternchen. Ich sollte weniger Fußnoten benutzen. ich nenne es mal "Pratchett-Syndrom"....

Mittwoch, 19. Februar 2014

Und da draußen, da brennt Kiew

Und da draußen, da brennt Kiew.
Denke ich, als ich die Nachrichten sehe. Die Bilder dort zeigen einen brennenden Platz, wie aus einem Endzeitszenario, es ist von Polizeigewalt die Rede, von toten, tausenden Verletzten. Es sind Szenen, wie man sie aus anderen Ländern, in den letzten Jahren vorallem aus der arabischen Welt kennt. Ich ertappe mich bei dem Gedanken „Aber doch nicht in Europa“, in der wahnwitzigen Annahme, dass Europa so etwas wie Polizeigewalt und gewaltsamen Protest lange abgelegt hätte, was nun so nicht stimmt. Mir huscht ein zynisches Schmunzeln über die Lippen, bei dem Gedanken, dass unser Europa ein Grund für diesen Protest war. Die Menschen wollten dazu gehören, zu unserem Europa, haben auf diesem Platz seit Wochen ausgeharrt, um an der Europäischen Idee teilzuhaben, einem Europa, dass wir so oft mit Füßen treten und von den verrückten in Brüssel reden. Ich mag dieses Europa, die Ideen, auf denen es erbaut ist, dass wir doch zusammen so viel stärker sind, als alleine, Freiheit, und Demokratie.

Und da draußen, da brennt Kiew.
Weil tausende zu diesen Ideen hin wollen, sich nicht von Russland drangsalieren lassen wollen und deswegen zu Schlachten mit der Polizei verdammt sind. Welch eine Protestkultur, die so viele Menschen auf die Straßen gegen einen Präsidenten auf dem falschen Pfad schickt, eine Protestkultur, die man uns deutschen so oft abspricht. Auf der anderen Seite steht die einzige Regierungschefin, gegen die wir haben, für so wenig Inhalt, dass man beileibe kaum einen Ansatzpunkt für so einen Protest fände. Aber wir finden andere Gründe. Ich muss an die Proteste in Hamburg denken, Menschen protestieren für die Rote Flora und für Asylbewerber, der Konflikt eskaliert, eine Gefahrenzone wird ausgerufen. Ich muss daran denken, dass ich damals kurz nach den Protesten einen Auftritt in Hamburg in unmittelbarer nähe zur roten Flora hatte, und dass ich die Stimmung dort als bedrohlich empfand, obgleich mich faszinierte, wie politisch die Menschen in Hamburg sind. Sie sind ein Beispiel dafür, dass so etwas wie Politikverdrossenheit nicht existiert, höchstens Politikerverdrossenheit, oder Systemverdrossenheit.

Und da draußen, da brennt Kiew.
Und ich kann die Eskalation nicht gut heißen, nicht in Kiew, nicht in Hamburg, nirgends. Als Pazifist verabscheue ich die Gewalt, betrachte sie als überflüssig, und würde sich jeder daran halten, gäbe es auch keine Gewalt, aber das ist wohl nur ein Traum. Aber dennoch ist die Idee des gewaltlosen Protestes eine wichtige, die uns immer bewusst sein muss, als Ausdruck des Willen des Volkes im Sinne der Gerechtigkeit.

Und da draußen, da brennt Kiew.
Und es soll uns ein Mahnmal sein, dass Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Frieden im eigenen Land keine Selbstverständlichkeit sind, und dass beide Seiten, Staat und Volk, immer wieder dafür kämpfen müssen, dies zu erhalten. Bertholt Brecht schrieb: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, und Gandhi lehrte uns den Erfolg des gewaltlosen Protestes. Und das sollten wir bedenken, um unser aller Willen, damit wir nicht wie die Ukraine in ein korruptes System verfallen, damit nicht bald Berlin brennt.

Und am Ende bleibt die Frage, was können wir für die Menschen in der Ukraine tun. Nicht viel, wir können uns solidarisch zeigen, Druck auf unsere Regierung ausüben, damit die Druck auf die Regierung der Ukraine ausübt.
Denn da draußen, da brennt Kiew.

Montag, 3. Februar 2014

2 Jahre - Irgendwas mit Perspektive und Resignation

Wir schreiben den 03. Februar 2012. In einer Sportsbar in Ibbenbüren findet ein Poetry Slam statt. Soweit nichts besonderes, besonders wird es aber auch für die Menschheit nicht mehr. Besonders war es für einen jungen Mann, der an diesem Abend vor Nervosität fast von der Bühne kippte. Dieser junge Mann war ich. Heute vor 2 Jahren stand ich das erste mal bei einem Poetry Slam auf der Bühne. Das ist im Vergleich zu vielen anderen gar nichts, aber für mich persönlich trotzdem ein Grund zum feiern*, und ein Grund, zu resümieren, wo ich damals war, und wo ich heute bin.

Wo ich damals war: Ibbenbüren. Wo ich heute bin: Osnabrück. Kann man als Steigerung sehen. Muss man aber nicht.
Das ist jetzt allerdings nicht der Punkt.
Ist gibt so einige Sachen, die sich geändert haben, einiges, das gleich blieb, und manche Sachen sogar beides auf einmal. In meiner Anfangszeit habe ich einen Slam pro Monat als Ziel angepeilt, mittlerweile sind es 2 bis 3 pro Woche. Früher bin ich höchstens noch nach Münster gefahren, heute möchte gerne, viel viel weiter raus.

Die Sache ist, das Slam mir unheimlich viel gegeben hat und gibt. Es ist für mich eine Perspektive, das Leben zu leben, dass ich gerne leben möchte. Ich habe so viele Menschen kennen gelernt, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, und die ich eigentlich auch viel zu selten sehe. Ich möchte euch jetzt hier nicht auflisten, weil ich dann sicher irgendwen vergesse, und das möchte ich nicht. Ich durfte so viele schöne Erinnerungen durch Poetry Slams sammeln, und dafür bin ich verdammt dankbar. Es gab durchaus Slams, nach denen ich mit Freudentränen am Bahnhof saß, weil es so ein verdammt schöner Abend war. In Erinnerung geblieben ist mir auch ein Morgen nach Mitch Miller's erstem WG-Slam, an dem ich mit einem leichten Kater am Bahnhof Osnabrück Altstadt saß, und es sich irgendwie richtig anfühlte. Ein Hauch von "So sollte es sein", wenn mir der Pathos gestattet ist.

Ich möchte jetzt allerdings nicht so tun, als sei das alles Eitel Sonnenschein. Man sagt immer, es sei nicht wichtig, allerdings habe ich bis dato keinen Slam gewonnen. Es gab sogar Zeiten, in denen ich ein Dauer-Abo auf den letzten Platz hatte. Natürlich ist das nicht das, was Slam ausmacht, aber sowas nagt dann schon an einem, vorallem, wenn man eine Persönlichkeit hat, wie ich. Mittlerweile belege ich dann wenigstens schon mal ein Platz auf dem Treppchen oder bekomme hohe Wertungen, aber zwischendurch merke ich schon, wie mich das anfrisst. Da ist zwischendurch ganz viel Resignation. Oft ist das bei mir auch einfach ein wenig durch meine Persönlichkeit bedingt, aber zwischendurch mangelt es mir am Gefühl, wertgeschätzt zu werden, zwischendurch habe ich das Gefühl, von manchen Slammern von oben herab behandelt zu werden, und wenn man dann von einem Slam eine Absage bekommt, weil man zu unbekannt sei, dann nagt das schon an mir. Die Wahrheit ist, dass ich mich heute immernoch über jeden freue, der bei mir anfragt, ob ich bei ihnen auf dem Slam auftreten möchte, weil ich dann das Gefühl habe, das man mich Wertschätzt, und ich mir dann weniger wie jemand vorkomme, der sich auf einem Slam einschmarotzert, um einen Text vorzutragen, der dann nicht gewinnt. Sowas hilft dann schon fürchterlich gut gegen meine zeitweisen Anwandlungen, dass keine Sau meine Texte hören möchte. Aufhören geht eh nicht mehr, wie gesagt, ich kann alleine schon nicht auf die Menschen verzichten.

Um jetzt noch ein wenig von meiner persönlichen Slam Geschichte zu erzählen: Pierre Jarawan hat Schuld. Pierre Jarawan und mein Stiefbruder. Pierre Jarawan, weil ich ihn 2011 beim ZDF Kultur Poetry Slam gesehen habe, und mich das so fasziniert hat, dass ich mich irgendwie für Poetry Slam zu interessieren begann**. Mein Sitefbruder, weil er dann irgendwann mit Slam um die Ecke kam, mich nach Osnabrück zum Slam "mitgeschleift" hat, wir uns den großen Slam in der Lagerhalle angesehen haben, und später dann sind wir beide in Ibbenbüren zum ersten mal selber aufgetreten. Pascal Jerome hat entfernt schuld, weil er mich da dann auftreten lassen hat***. Andreas Weber hat viel mehr schuld. Ohne Andreas Weber wäre ich heute überhaupt nicht da, wo ich heute bin. (Woauchimmer das ist). Hätte Andreas Weber nicht damals gesagt, komm doch mal nach Münster und Soest, dann wäre ich nie im Cuba Nova und in Soest gewesen. Also, falls sich jemand über mich beschweren will... ;) Danke Andy. 

Mein erstes Finale war übrigens amüsanter Weise am 02. Februar 2013, also einen Tag vor meinem einjährigen. Ich habe mich damals ganz elegant als 5. Teilnahmer in ein Viererfinale geschlichen (Das mache ich bis heute noch gerne), und habe einen eleganten 5. Platz gemacht. Meine erste Platzierung auf dem Treppchen war ein dritter Platz in Rheine, mit einer Improvisation. Ich hätte gerne heute meinen ersten Slam gewonnen, nur war ich heute ärgerlicher Weise auf keinem Slam. Verdammt.

Laut MySlam bin ich bis dato etwa 7000 km für Slam gefahren. Da ich kaum zusammenhängende Touren gemacht habe, und da auch einige Slams fehlen, ist das wohl eine erschreckend realistische Zahl. Zwar im vergleich zu anderen wenig, aber trotzdem für mich verblüffend. Ist es eigentlich schon ein Stockholm Syndrom, wenn man anfängt, gerne Bahn zu fahren?

Ja, was soll ich jetzt abschließenbd sagen? Trotz der Resignation, und wegen den Menschen, Slam wird mich wohl erstmal nicht loswerden. Ich werde wohl nie deutsche Meister, ich werde wohl nie NRW oder Niedersachsen-Meister, ich werde wohl nie Julia Engelmann sein****, aber ich werde immer irgendwo auf einem Slam sein. Für meine Zukunft möchte ich mehr moderieren, auf ne Landesmeisterschaft, nach Berlin, und nach Frankfurt, und einmal versuchen, einen Monat lang durchzutouren. Irgendwie wird das schon werden. Punkt. Ende. Fußnoten.


*Wobei Feiern gerade relativ ist. Ich sitze auf meinem Bett un gucke "Die Simpsons". Feiern.
**Bevor der Irrtum aufkommt: Zum Schreiben gebracht hat der Mann mich nicht. Ich habe schon immer geschrieben, quasi, seit ich schreiben konnte. Und das dürfte nun gut 15 - 17 Jahre her sein.
***Für mehr möchte ich den Mann nicht verantwortlich machen. Ich bin seit Mitte 2012 bei keinem seiner Slams mehr aufgetreten, und ich hab momentan auch nicht das Gefühl, dass sich das ändert.
****Alleine schon, weil es nicht ein YouTube Video von mir gibt. Alle von mir existenten Videos wurden wegen irgenwelchen technischen Problemen nicht hochgeladen.... Ich störe wohl Kameras....*****
*****Außerdem hat Jens mich gerade darauf aufmerksam gemacht, war da noch was mit Penis und Bart. Ich werde leider nie einen so stattlichen Bart wie Julia Engelmann haben.

Sonntag, 2. Februar 2014

Als ich los fuhr

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich war nichts anderes als eine verletzte Seele auf der Suche nach einem neuen Horizont, in der Hoffnung dort irgendetwas zu finden, das Heilung brachte, und Meile um Meile, Schritt um Schritt erspann ich Gedanken von einer besseren Welt, Zeile um Zeile schrieb ich mir mein morgen, und mit jedem Wort das ich las fand ich mich in einer ein wenig besseren Welt wieder.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich weiß nicht mehr so ganz, an wie vielen Orten ich noch war, aber ich war dort immer mit Freude, und ich war froh über jeden Menschen, der mir dort begegnete. Ich war nichts als eine verletzte Seele auf der Suche nach Heilung, und es schien mir, wenn überhaupt fand ich sie hier. Und Meile um Meile, Schritt um Schritt erspann ich mir Gedanken von Gemeinschaft, von Gleichen unter Gleichen, die alle mit Wörtern stiegen und fielen, und am Ende waren es dann nur Anekdoten und gemeinsame Biere, und mit jedem Wort das ich wechselte fand ich mich in einer besseren Welt wieder.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
An manchen Abenden trug ich Tränen in den Augen, aus Freude. Ich war froh über das was ich tat, ich war nichts als eine verletzte Seele, die aus ihrem Leben las, und ich war froh über jeden gleichen, der mir über den Weg lief. Am Ende sind wir alle nur Geschichten, dacht ich, und denke ich noch heute, und wenn sich unsere Geschichten ineinander verwoben, dann war es schön, dann war es eine besonders Kunstvolle Stelle in einer Geschichte.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich war nichts als eine verletzte Seele auf der Suche nach einem neuen Horizont. Und unterwegs, da fand ich Brücken über die Schluchten die die Narben auf meiner Seele waren, und die Mut, sie zu übertreten. Und Wort und Wort spann ich diese Brücken weiter, immer breiter, bis sie irgendwann die ganzen Schluchten verdeckten, und Zeile um Zeile wanderte ich auf diesen Wunden in der Idee, dass sie sich schlossen, und Satz um Satz sponn ich weitere Fäden über diese Narben und bedeckte sie Gedanke um Gedanke mit einer Hülle.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich war nichts als eine verletzte Seele versponnen in einem Kokon aus Gedanken und Wörtern, die sich teils der Seele entfernten, und ich erkannte zu spät, dass ich nichts war, als eine verletzte Seele in einem Kokon, die zu spät erkannte, dass die Wunden nur verdeckt waren, und nicht verschlossen. Und mit jeder Zeile literarischen Fadenmauerwerks um meine Seele fand ich mich mit meinen Gedanken alleine wieder, während meine Worte wandern gingen. Während ich mich dort verlief, verliefen sich meine Worte in der Welt, und ich mit ihnen, und ich fand auch hier und da menschen, bei denen ich nicht mehr gleicher unter gleichen war, sondern viel eher jemand, der bestenfalls da war, kaum der Rede wert war und damit in offene Wunden traten. So schien es mir, denn unterwegs fand ich Menschen, die tatsächlich teils bewusst in diese Wunde traten, und gefühlt fand ich mich ehe ich mich versah in der Schlucht statt auf der Brücke wieder.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich bin nichts als eine verletzte Seele auf einem schmalen Grad zwischen Gefühlter kraft und gefühlter Verlorenheit. Und während ich mich auf diesem Weg verlief, der mir doch als der richtige scheint, bleibt der Gedanke, dass ich manchmal auf diesem Weg nur zu gerne hören würde, schön, dass du diesen Pfad gewählt hast, dass ich ganz gerne mal wieder fühlte ich sei Gleicher unter Gleichen und nicht irgendwer, dass ich gerne mal wieder dachte meine Wunden wären geschlossen und dass nicht irgendwer wieder hineintritt.

Als ich los fuhr, war alles noch anders.
Ich bin nichts als eine verlorene Seele, die sich über jeden Menschen freut, den sie erkennen durfte, über jeden, der mich sah.

Und das ich los fuhr, bereue ich keine Minute.

Donnerstag, 30. Januar 2014

"Du fehlst"

Durch einen eigenartigen Zufall schlägt die Autovervollständigung meines Handys nach dem Wort "Du" immer das Wort "fehlst" vor. Durch einen eigenartigen Zufall ist der Gedankengang "Du fehlst" ein beeindruckender Teil meines Lebens geworden, gewisser Maßen ist dieser Gedankengang eine Allgegenwärtigkeit, da es fast immerirgenjemanden gibt, der mir gerade fehlt. Fehlen ist ein weites Feld, jemandem fehlen auch, vermute ich. faszinierender Weise haben die Worte "Du" und "fehlst" in einer anderen Kombination, so ziemlich genau in dem Satz "Irgendwie fehlst du mir", der wohl bis in alle Ewigkeiten irgendwie in mir eingebrannt ist, eine Schlüsselrolle in meinem Leben gespielt und sind ein wichtiger Teil der Ursache, wegen der ich heute bin, wer ich bin, aber das ist eine Andere Geschichte.

Es ist ein durchaus faszinierendes Phänomen, dass ich in Nächten wie diesen immer wieder Zuhause hocke, und mir denke, wie schön es jetzt wäre, wenn eine bestimmte Person genau jetzt durch meine Tür käme. Die Worte "Du fehlst" treffen es da ziemlich gut. Ein gutes Beispiel dafür ist jetzt, wo ich gerade bei mir Zuhause in meinem Zimmer hocke, das eigentlich eher ein Wandschrank ist, ich glaube Harry Potter hatte mehr Quadratmeter unter der Treppe, aber ich sehe keinen Grund mich darüber zu beschweren, und mir denke, we wundervoll es wäre würdest du jetzt durch diese Tür kommen, und wir würden zu zweit in diesem Wandschrank hocken.Du würdest dann entweder einfach da sein, was schon schön genug wäre, oder wir würden reden, oder kuscheln, ich mag das, oder wir kuschelten und reden. Oder vielleicht würden wir ein gutes Glas Wein trinken und einen Anspruchsvollen Film gucken, so etwas fände ich unheimlich schön. Eigentlich, eigentlich wäre mir der Film egal, den wir zusammen gucken würden, denn hauptsache wär, dass du da bist, u7nd wir den zusammen gucken, und der Wein könnte dann auch ruhig aus dem Tetrapack kommen, das wäre mir dann ausnahmsweise mal egal. Wir würden dann beide wie doof selig lächeln, und vielleicht würden wir uns dann ansehen, und ich würde dir dann eine Strähne deines Haars aus dem Gesicht wischen, ganz vorsichtig mit der Hand, und dann würde ich dich Küssen. So etwas wollte ich schon immer mal machen.

und wäre unser Leben ein Film, würden wir dann raus gehen, und es würde regnen, und wir würden dicht an dicht tanzen, auch ohne Musik, denn die Musik würde aus unser beider Herzen direkt zu uns dringen, und wir würden einfach dazu tanzen, als gäbe es kein morgen, und keine Erkältung, wenn wir völlig durchnässt im Regen miteinander tanzen.  und wäre unser Leben ein Film, würdest du dabei ein wudnerschönes Kleid tragen, und ich den besten Anzug tragen, den ich im Schrank hätte, und beides wäre danach vollkommen ruiniert, weil wir draußen im Regen tanzen, aber das wäre uns egal, denn wir hätten ja uns, und das wäre das Wesentliche.Und dann würden wir unsküssen, aus dramaturgischen Gründen, und wäre unser Leben ein Film, käme dann der Abspann, denn dieser moment wäre Perfekt, und der Film deswegen zu Ende. Und wäre das Leben kein Film, aber das alles würde trotzdem passieren, dann würde das Leben mit uns weiter gehen, und es wäre Großartig.

Aber du kommst nicht durch diese Tür, nicht jetzt, und vielleicht nie. Denn durch einen eigenartigen Zufall in meiner Natur und vielleicht auch in der Natur der Gesellschaft, kann ich dir nicht mitteilen, dass ausgerechnet du mir fehlst, und durch einen eigenartigen Zufall kann ich nicht mal den Weit im oberen Absatz präzisieren, weil du dann ja wüsstest, dass ich dich meine. Und deswegen, ja deswegen sitze ich heute Nacht und wohl auch noch in weiteren Nächten in meinem Wandschrank, und denke über die Worte "Du fehlst" nach, und komme zu dem Schluss, dass ich bezüglich heute Nacht mein zweieinhalb Jahre jüngeres Ich zitiere: Das Wesentliche? Du fehlst mir.

Samstag, 17. August 2013

Das Volksfest der Wahlplakate

Willkommen vom Volksfest der Wahlplakate!
Wo die Politiker uns auf einem Stück Papier einen vom Pferd erzählen.
Und die Grünen sagen:
„Eure Schulden will ich nicht! Und du?“
Und ich? Ich frag mich: Was soll der scheiß?
Auf den Plakaten von FDP und CDU stehts auch!
„Starke Wirtschaft“ - „Wachstum!“
Ja! Weils ja nur darum geht!
Es gibt keine Soziale ungerechtigkeit in Deutschland.
Die Schere zwischen Arm und Reich ist unter Schwarz-Gelb nicht weiter auseinander gegangen!
Das sagt ja auch der Armutsbericht der Bundesregierung!
Da hat der Rösler noch persönlich für gesorgt!

Und die Grünen sagen:
„Ich sag: hello Kita! Und du?“
Und ich? Ich frage mich: Was soll der Scheiß?
Und die SPD sagt:
„Wir für mehr Kitaplätze!“
Schön und gut, und wie genau stellt ihr euch das vor?
Und die SPD sagt:
„Das Wir entscheidet“
Ah. Was entscheidet wir denn?
Und wer ist eigentlich wir?
Ach ihr! Ihr entscheidet wenn ihr gewählt werdet. Achsooo...

Und die Grünen sagen:
„Was der bauer nicht kennt, dass fress ich nicht! Und du?“
Und ich? Ich sag: Hä?
Kontext wäre jetzt gerade super.
Aber die Grünen machen lieber Flachwitze.
Auf einem Plakat ein Mensch vor einer Parkbank
Und die Grünen sagen:
„Mensch vor Bank! Und du?“
Und ich? Ich frag mich, was soll der Scheiß?
Und die CDU sagt:
„Mehr für Familien!“
Mehr was? wieso? Mit welchen Zweck?
Und die CDU sagt:
„Sichere Arbeit!“
Ja! Genau! Brauchen wa!
Aber moment:
WIE? Was habt ihr für ein Konzept?
Und die CDU sagt:
„Jede Familie ist anders! Und uns besonders wichtig!“
Jep. Und wenn eine Familie mal anders ist, dürfen die Eltern nicht heiraten
Und auch Adoption wird schwer, wenn man Homosexuell ist!

Und die Grünen sagen:
„Meine Mudda wird chef! Und du?“
Und ich? Ich frag mich: Was soll der scheiß?
Und Die Linke sagt:
„Mindestsicherung statt Hartz IV!“
Das... ist eigentlich keine schlechte Idee
Aber wie wollt ihr das finanzieren?
Und die Linke sagt:
„Miete und Strom bezahlbar für alle!“
Und die Grünen sagen:
„Für faire Miete statt Rendite. Und du?“
Und die SPD sagt:
„Wir für faire Mieten!“
Und die CDU
sagt gar nichts dazu
Und die Grünen sagen:
„Ich werd mal energieriese! Und du?“
Und ich? Ich frag mich: Was soll der Scheiß?
Wie wollt ihr die Strompreise senken? Wie wollt ihr die Mieten unten halten?
Könnt ihr uns das mal sagen?

Und die Grünen sagen:
„Ich seh das Anders! Und du?“
Und ich? Ja ich auch. Aber ganz anders.
Und die Piraten sagen:
„Klar machen zum Ändern!“
Und die Piraten sagen:
„Zuhören statt abhören!“
Aber zuhören ist schwer wenn eh schon jeder durcheinander schreit!
Und die Linken sagen:
„Der Osten wählt Rot. Klar!“
Klar! Ja natürlich klar!
Die wurden ja schon mal 40 Jahre lang von der Linken,
beziehungsweise von ihrem Vorgänger, der SED regiert
Und abhören kennen die auch schon!

Und die Grünen sagen:
„Wir bringen neue Energie! Und du?“
Und ich? Ich frag mich: Was soll der Scheiß?
Und was die CSU sagt, das hab ich schon gar nicht mehr gegoogelt,
weil die ja von Haus aus noch mehr schwachsinn labern als der ganze Rest!
Und von der FDP wolln wir mal gar nicht erst anfangen.
Die werben ja noch mit dem Brüderle
Der hat ja seit der Sexismusdebatte den besten Ruf!

Und die Parteien sagen:
„Wir möchten alle gewählt werden.
Notfalls auch ohne Inhalt! Und du?“
Und ich? Ich frage mich: Was soll der scheiß?
Und ich, ich hätte gern, dass irgendeine Partei die selbstironie hätte,
auf ein Wahlplakat einfach nur einen Wal abzudrucken,
und drüber zu schreiben: „Walplakat.“
Für die Menschen.
Dankeschön.